Paula Doepfner

Paula Doepfners Arbeiten verweisen auf ein vielfältig formales Vokabular, auf Zeichnung, Skulptur/Objekt und Performance. Die inhaltlichen Fragestellungen, denen sich die Künstlerin unter Zuhilfenahme dieser Ausdrucksweisen zuwendet, sie reflektiert und transformiert, sind der Neurowissenschaft, der Literatur und der Politik entnommen. Das Werk wird zusammengehalten durch eine wissenschaftlich anmutende Präzision, der Hinwendung zum Menschen und seinen existenziellen Bedingungen zwischen Leben und Tod und eines poetischen Timbres, das sich in zarter Andeutung begnügt und schon bei leisester Schwingung der Verflüchtigung preisgegeben ist.
Die Verschränkung von Ephemeren und Gewalt schenkt dem Oeuvre ambivalente Suggestion, der sich der Betrachter kaum entziehen kann. Folter, Menschenrechtserklärungen und Hirnoperationen oder die Literatur Robert Musils werden zur extrem ästhetischen Partitur einer vielfältig gestimmten Welt. Quasi in Sichtweite zur Charité, wo die Künstlerin regelmäßig hirnchirurgischen Eingriffen beiwohnt, erobert Doepfner im B-Part einen neuen Ort für die Kunst. Hier, wo ihre zerstörten und wieder hergestellten Panzerglasscheiben und polyphon anmutenden Schriftbilder an einem ebenso geschützten wie ausgesetzten, multifunktionalen und international kommunizierenden Platz gezeigt werden, provoziert die Ausstellung einen qualitativ neuen urbanen Dialog.

Dr. Hans-Jörg Clement
Dezember 2021

Text für die Ausstellung „Paula Doepfner – Today, tomorrow, and yesterday, too, the flowers are dyin’ like all things do“ der Konrad-Adenauer-Stiftung im B-Part, Berlin 2021.